Kleider machen Leute – das gilt auch für das Vorstellungsgespräch

Der Volksmund sagt: Kleider machen Leute. Wir denken dabei vielleicht an Gottfried Kellers gleichnamige Novelle, in der sich ein Schneidergeselle trotz Armut immer gut kleidet und in einer fremden Stadt für einen polnischen Grafen gehalten wird, oder an Carl Zuckmayers Hauptmann von Köpenick.

Kleidung ist also auch immer Kommunikation. Sie kann viel über uns, über unsere Haltung, über unsere Einstellung und über unsere Persönlichkeit verraten – und leider nicht immer nur Positives. So sprechen ungepflegte Schuhe, knittrige Hemden oder Blusen, weiße Tennissocken und zu viele und zu aufdringliche Accessoires über Sie und zu Ihrem Gegenüber.

Dress for success

Daher lautet der alles entscheidende Dresscode-Tipp für das Vorstellungsgespräch: Kleiden Sie sich für die Position, die Sie anstreben – nicht für den Job, den Sie schon haben. Also: Dress for success. Und: Bleiben Sie dabei immer authentisch! Übrigens: Wir fühlen uns in Kleidung, die eigens für den Vorstellungsanlass besorgt wurde, deutlich sicherer.

Es ist keine Frage: Fachwissen, Sozialkompetenz und Persönlichkeit sind bei der Bewerbung auch weiterhin ausschlaggebend. Doch kann ein tadelloses Outfit den Auftritt festigen und so ein rundum stimmiges Bild erzeugen – oder eben auch nicht. Falsche Kleidung erzeugt immer ein Störgefühl und kann bei zwei ansonsten gleich starken Kandidaten den Ausschlag geben. Wer sich so anzieht, dass sein Dress nicht zu seiner Persönlichkeit passt, wirkt tendenziell verkleidet, verkrampft, künstlich. Dritte nehmen eine solche Maskerade in der Regel sofort als solche wahr – besonders, geübte Personaler. Passt dagegen Ihre Kleiderwahl, gewinnen Sie vom ersten Moment an wichtige Sympathiepunkte.

Es gibt Branchenunterschiede

Was dabei ankommt und was nicht, variiert von Branche zu Branche und von Unternehmen zu Unternehmen. Als Faustregel aber kann man sich merken: Konservative Branchen, wie zum Beispiel Banken und Versicherungen bevorzugen Anzug beziehungsweise Hosenanzug oder Kostüm.

Beispiel: In der internationalen Beratungsbranche, in der ich über dreißig Jahre tätig war und die ebenfalls zu den angepassten Branchen gehört, ist folgender Dresscode für den Consultant ungeschriebenes Gesetz: Beim Treffen mit Kunden trägt man grundsätzlich Anzug. Bei internen Meetings kommt auch ein Sakko oder Blazer in Frage – jeweils immer mit Krawatte. Lediglich am Casual-Friday ist ein offenes Hemd möglich. Ich denke, heute ist das oftmals nicht mehr ganz zeitgemäß und das offene Hemd löst zunehmend die Krawatte auch bei Kundengesprächen ab. Moderne Branchen, wie zum Beispiel Medien, Werbeagenturen oder Start-ups sehen den Dresscode ohnehin lockerer und mögen bestenfalls Smart Casual.

Smart Casual ist häufig die richtige Balance

Die Bezeichnung „Smart Casual“ wird Sie auch im späteren Berufsleben immer wieder begleiten. Der Begriff kommt aus den USA und ist vom formellen Grad her zwischen „Casual“ und „Business Casual“ angesiedelt – liegt allerdings deutlich näher am „Business Casual“. Grundregel: Smart Casual ist für viele Gelegenheiten in Beruf und Freizeit immer dann die richtige Wahl, wenn man weder over- noch underdressed auftreten möchte.  Mit anderen Worten, Smart Casual ist die richtige Balance zwischen Lässigkeit und Eleganz.

Ausnahmen bestätigen allerdings auch hier die Regel. Eine gute Idee ist es daher, den Dresscode des jeweiligen Unternehmens im Voraus in Erfahrung zu bringen. Bilder oder Videos auf den Karriereseiten der Unternehmen, auf Xing, LinkedIn oder YouTube können dabei gute Anhaltspunkte bieten. Noch sicherer ist es, Mitarbeiter des Unternehmens zu kontaktieren und dort direkt nachzufragen. Auch lieben manche Unternehmen ihre Corporate Identy-Farben ganz besonders, so dass die Kenntnis des CI bei der Auswahl der Krawattenfarbe oder bei der Farbe der Damenschuhe wertvoll sein kann. So punktete eine meiner Studentinnen in einem Vorstellungsgespräch bei Coca-Cola mit auffallend roten Pumps. Rot ist schließlich die Hausfarbe des Brauseherstellers.

Dresscode für den Mann

Für den legeren, aber gleichzeitig gepflegten Look sollte der Mann eine qualitativ hochwertige Hose tragen – also Flanell oder Chino. Anzüge sind nur bei bestimmten Branchen Pflicht.

Unter Sakkos werden niemals (!) kurzärmlige Hemden getragen – und seien die Außentemperaturen noch so unerträglich. Die Hemdmanschette muss unter dem Ärmel herausschauen. Der Hemdkragen liegt eng am Hals an und ragt ebenfalls ein wenig aus dem Anzugkragen heraus.

Der sensibelste Punkt beim Dresscode des Mannes sind die Socken. Dazu gibt es eine Grundregel. Die Socken sollten die dunkelsten Teile der männlichen Kleidung sein.  Schwarz geht immer, wobei die Socken immer einfarbig und ein paar Farbtöne dunkler gewählt werden sollten als die Hose. Ein absolutes No-Go sind weiße und Sport-Socken. Übrigens: Wenn Sie beim Vorstellungsgespräch sitzen, werden die Socken viel sichtbarer als im Stehen – und können manchen Eindruck ruinieren. Da auch Stoppelbeine, die unter der Anzughose hervorlugen, absolut tabu sind, lohnt sich die Investition in ein paar dunkle, möglichst schwarze Kniestrümpfe.

Bei den Accessoires sollte sich der Herr zurückhalten. Herrenuhr und Ring – das reicht. Schließlich sollten Gürtel und Schuhe eine gewisse farbliche Ähnlichkeit aufweisen. Also: Schwarzer Gürtel zu schwarzen Schuhen. Brauner Gürtel zu schwarzen Schuhen geht nicht.

Dresscode für die Frau

Frauen sind in Modefragen zumeist stilsicherer als Männer. Die Dame hat allerdings auch mehrere Möglichkeiten. Passend sind in jedem Fall ein dunkles Kostüm oder ein Hosenanzug. Informeller – also mehr in Richtung Smart Casual – ist eine Kombination aus edlem Rock (oder Hose) und Bluse. Die Dame kann zudem hochwertige Jeans mit feinem T-Shirt und Blazer darüber wählen und befindet sich damit weiterhin im Rahmen des Dresscodes.

Allerdings lauern auch in den weiblichen Outfit-Variationen ein paar Dresscode-Fallen. Am häufigsten unterschätzt wird hierbei die Feinstrumpfhose. Sie ist ein Muss auch an warmen Tagen. Dabei geht es insbesondere um die Farbe und Durchsichtigkeit (Dichte) der Strumpfhose. Bei der Farbe im Zweifel lieber die hellere Variante wählen. Bei den Accessoires gilt für die Dame die „Fünferregel“, das heißt maximal fünf Schmuckstücke sind erlaubt. Eine edle Kette, ein feines Armband und nicht zu extravagante Ohrringe werten gerade ein Outfit mit Jeans und T-Shirt in passender Art und Weise auf.

Wichtig bei allem ist, dass Sie sich in der gewählten Kleidung wohl fühlen. Das stärkt Ihr Selbstbewusstsein und unterstreicht die Seriosität Ihres Auftritts.

Und hier gibt es viele weitere Informationen:


 
 

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