Alljährlich erreichen uns diverse Hochschulrankings, über deren Wert und Aussagekraft man trefflich streiten kann. Liegt die „eigene“ Uni in der Bewertung weit vorne, wird man das Ranking vermutlich eher verteidigen, als wenn sie nicht so gut abschneidet. In jedem Fall sind und bleiben solche Ranglisten umstritten, insbesondere wenn es um die Auswahl und Gewichtung der Kriterien geht.
Das wohl bekannteste Hochschulranking stammt vom britischen Wochenmagazin „Times Higher Education – THE“, das in diesen Tagen seine Bestenliste 2022 vorgelegt hat. Danach wurden 1662 Universitäten aus 99 Ländern auf 13 Leistungsindikatoren hin untersucht. Den Angaben zufolge wurden aus dem Datensatz 108 Millionen Zitierungen aus Forschungspublikationen analysiert und darüber hinaus 22.000 Wissenschaftler weltweit befragt. Jeweils 30 Prozent der Endnote entfallen auf Lehre, Forschung und den Einfluss einer Hochschule (gemessen an der Zahl der Zitate). Die internationale Ausrichtung (Studenten, Dozenten) der Einrichtung spielt bei der Rangliste ebenfalls eine Rolle.
Die University of Oxford, die bei der weltweiten Suche nach einem Covid-19-Impfstoff führend war, wurde zum sechsten Mal in Folge in den „Times Higher Education World University Rankings“ als weltweit führende Universität ausgezeichnet. Die Harvard University belegt gemeinsam mit dem US-amerikanischen Pendant an der Westküste, dem California Institute of Technology, den zweiten Platz. Überhaupt machen die ersten zehn Plätze des Rankings die britischen und US-amerikanischen Elite-Universitäten unter sich aus (siehe Abbildung 1).
Abbildung 1 (Times Higher Education World University Rankings)
Als beste Hochschule des europäischen Festlands landet die ETH Zürich auf dem 15. Platz, die beste deutsche Universität ist die Ludwig-Maximilian-Universität München mit Platz 32 im internationalen Vergleich. Insgesamt haben es 22 deutsche Hochschulen unter die 200 besten Universitäten der Welt geschafft. Diese Verteilung, bei der Deutschland, das häufig mit Wirtschaft und Technologien glänzte, nur drei Unis unter die besten 50 gebracht hat, kann sicherlich nicht zufrieden stimmen. Trotzdem sollte man mit einem Hochschul-Bashing vorsichtig sein und nicht gleich den Stab über unsere Bildungswesen brechen. Schließlich sind die eingangs erwähnten Leistungsindikatoren (nur englische Publikationen, keine Zitationen von Max Planck, Helmholtz, Fraunhofer, DLR etc.) immer unter Vorbehalt zu betrachten (siehe Abbildung 2).
Abbildung 2 (Times Higher Education World University Rankings)
Die 22 besten deutschen Unis im THE-Ranking zeigt Tabelle 3. Bemerkenswert – und da sollte unsere Regionalpolitiker wirklich zu denken geben – ist hierbei das deutliche Nord-Süd-Gefälle. So ist von den fünf norddeutschen Bundesländern Schleswig-Holstein, Hamburg, Bremen, Niedersachsen und Mecklenburg-Vorpommern mit Göttingen nur eine einzige Universität vertreten. Auf Baden-Württemberg entfallen dagegen allein sieben und auf Bayern vier Eliteuniversitäten (siehe Abb. 3).
Ein ähnliches Bild zeigt auch die regionale Verteilung der Exzellenz Unis in Deutschland mit nur einer Exzellenz Uni in Norddeutschland (Hamburg). Allerdings muss der Elite-Gedanke unter dem Aspekt des Recruitings doch stark relativiert werden, denn Exzellenz zielt ja vor allem auf die Qualität der Forschung, weniger auf die der Lehre ab. Das ist dann auch einer der Gründe, warum private Hochschulen auf dem Feld der Lehre durchaus mit den Universitäten mithalten können.
Abbildung 3 (Times Higher Education World University Rankings)
Weitere Informationen hier: „Personalmanagement und High Potentials, Berlin-Boston 2021“ S. 127 f.
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