Consulting 4.0 – Wo Marketing auf Wirklichkeit trifft

„Vier-Punkt-Null“ gibt es inzwischen zu genüge: Arbeit 4.0, Technologie 4.0, Mittelstand 4.0, ja sogar Deutschland 4.0 und jetzt auch noch Consulting 4.0. Alles begann mit Industrie 4.0 und das nicht ohne Grund: Die Dampfmaschine brachte die erste industrielle Revolution. Elektrizität und Fließband läuteten die zweite Revolution ein und die Automatisierung durch IT und Elektronik löste die dritte industrielle Revolution aus. Als Fortsetzung dieser Entwicklung wurde in Deutschland mit der kommenden Verschmelzung von Industrie und Informationstechnik der Begriff Industrie 4.0 als vierte industrielle Revolution eingeführt.

Auch wenn solche einschneidenden Entwicklungsschritte im Consulting bei weitem nicht so klar definierbar oder abgrenzbar sind, so existieren doch Erklärungsversuche. Der Einfachste: Consulting 4.0 ist Inhaltsberatung für Industrie 4.0. Doch was ist dann mit Consulting 2.0 und 3.0?

Vielleich bringt dieser Ansatz mehr Licht ins Dunkel: Consulting 1.0 steht für den klassischen Lösungsberater, 2.0 für den Prozessberater und Consulting 3.0 für den heutigen Prozess- und Fachberater mit hoher sozialer Kompetenz. Na ja, und Consulting 4.0 steht dann für alles, was mit digitaler Transformation, Big Data, Analytics und Expertise Industrie 4.0 zu tun hat. Das halten viele jedoch für zu kurz gesprungen. Etwas mehr technologisches Know-how verknüpft mit rudimentärer Strategieexpertise, aber sonst weitermachen wie bisher – das rechtfertigt doch nicht einen so anspruchsvollen Begriff wie Consulting 4.0.

Also kommt noch eine weitere „sprungfixe“ Entwicklungsfolge für den Beratungsbereich ins Spiel – diesmal jedoch deutlich digitaler: Consulting 1.0 ist die computergestützte Beratung (mit Excel, Powerpoint etc,), Consulting 2.0 meint die computerunterstützte Beratung (z.B. mit branchenspezifischen Softwaretools), Consulting 3.0 als computergesteuerte Beratung, d.h. der Consultant berät zwar weiter beim Kunden, aber der Computer sagt ihm, was und wie er zu beraten hat. Schließlich – die Spannung steigt – Consulting 4.0: Der Computer übernimmt die digitalerbrachte Beratung total auf Knopfdruck – digitale Überwachung, Steuerung und Durchführung, eben wie bei Industrie 4.0 mit der Smart Factory.

Das Buch zum Beitrag

„Alles Zukunftsmusik“, werden Sie sagen? Ja, aber Consulting 4.0 wird kommen, daran besteht kein Zweifel, ob in dieser oder jener Ausprägung, ob mit dieser oder einer anderen Bezeichnung, das mag dahin gestellt sein. Da es seit Jahren bei einem Großteil der Beratungsfälle immer um dieselben Fragen wie Bestands- und Kostensenkung, Prozessoptimierung, Mergers & Acquisitions, Strukturänderungen etc. geht, lassen sich solche Aufträge auch immer häufiger durch einen Computer erledigen. Der Trend zum „Productized Consulting“, also dort wo Standardisierung und Modularisierung die Dienstleistung zu einem Produkt machen, ist demnach in vollem Gange. Und was ist mit der Remote-Beratung, die eine deutlich flexiblere Arbeitsgestaltung erlaubt und dadurch die bislang für untrennbar gehaltene Beziehung von Reisetätigkeit und Beraterdasein aufweicht? Aber ist das schon Consulting 4.0?

Nein, natürlich nicht. Consulting 4.0 sollte mehr sein, als die Digitalisierung der Beratungsbranche nach innen und außen. Die Frage ist doch, ob das Consulting angesichts der digitalen Transformation nicht auch vor einer größeren Umwälzung steht. Sicher, die neuen technologischen Entwicklungen machen auch vor den Beratungsunternehmen nicht halt, aber das war immer so.

Sind diesmal aber nicht Berater gefragt, die erkennen und vor allem wissen, dass durch die neuen technologischen Möglichkeiten disruptive Geschäftsmodelle oder wenigstens doch neue attraktive Anwendungsfelder bei den Kundenunternehmen entstehen? Dazu müssen in den Betrieben die gesamte primäre Wertschöpfungskette überarbeitet, digitale Informationen gesammelt, verarbeitet und in marktfähige Angebote übertragen werden. Gefragt ist also ein Berater-Typ, der es den Kundenunternehmen ermöglicht, innovative Lösungen, die größtenteils durch die digitale Transformation möglich werden, zu einem angemessenen Preis-Leistungsverhältnis anzubieten und umzusetzen. Aber rechtfertigt dieser Beratertyp bereits die Bezeichnung Consulting 4.0, obwohl es streng genommen zuvor gar kein Consulting 2.0 oder 3.0 gab? Oder warten wir auf den RoboConsultant, der mit Zugriff auf alle Datenbestände der Welt Business-Prozesse und -Strategien automatisiert perfekt plant und umsetzt?

Weitere Informationen finden Sie in: „Grundlagen der Unternehmensberatung. Strukturen – Konzepte – Methoden“ und ist erhältlich bei http://www.springer.com/de/book/9783658128814 sowie https://blogs.fau.de/weltbewegend/2016/09/26/consulting-4-0/

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