„Was bringt mir der Doktortitel für meine Karriere?“

Diese Frage stellen mir viele meiner Studierenden immer wieder. Ich verweise dann sehr gerne auf ein Interview, das ich vor ziemlich genau 12 Jahren der Süddeutschen Zeitung gegeben habe. Das Interview mit dem Untertitel „Was der Doktortitel wert ist und was er für Karriere und Geldbeutel bringt“ würde ich heute ähnlich beantworten. Es hat an Aktualität kaum etwas eingebüßt. Hier noch einmal die wichtigsten Argumente aus meiner Sicht.

Grundsätzlich rate ich von einer Promotion ab, es sei denn, mindestens einer der folgenden Punkte ist evident:

  • Es wird eine Hochschullaufbahn angestrebt. Für eine Karriere in Forschung und Lehre ist die Promotion in der Regel eine Voraussetzung. Gleiches gilt für Mediziner, Chemiker, Biologen und Physiker.
  • Das Promotionsthema, für das man brennen (!!!) sollte, ist für die spätere persönliche berufliche Entwicklung von Bedeutung – unabhängig davon, ob die Zielbranche in Forschung und Lehre oder in der freien Wirtschaft liegt.
  • Die Promotionszeit sollte zweieinhalb Jahre nicht übersteigen.
  • Es wird eine Karriere in einer Branche angestrebt, in denen eher konservative Arbeitskulturen vorherrschen. In Banken, Versicherungen, bei Wirtschaftsprüfungen und auch im öffentlichen Bereich kann (muss aber nicht zwingend) ein Doktortitel (bei sonst gleicher Qualifikation) den Unterschied ausmachen.
  • Es existieren besondere Anreize aus dem familiären Umfeld.

Grundsätzlich gilt, dass man in den allermeisten Bereichen sehr schnell merkt, ob jemand etwas kann oder nicht bzw. ob die Persönlichkeit zum Unternehmen passt. Das gilt ganz besonders für die Beratungsbranche, in der ich zu Hause bin. Ansonsten ist der Doktortitel bestenfalls ein gutes Zubrot, aber nicht wirklich erforderlich.

Kurzum: Ich rate allen, die mit einer Promotion liebäugeln, nur dann zu einer Doktorarbeit, wenn der Antrieb überwiegend intrinsisch motiviert ist. Eine Dissertation nur aus reinen Prestige- und Karrieregründen ist „l’art pour l’art“ und sollte schon aus Kosten- und Zeitgründen tunlichst vermieden werden.

Zur Abbildung oben: Der einzig wichtige Grund für meine Promotion war, das „Gänseliesel“ zu küssen 😊.

Anmerkung dazu: An der Universität Göttingen ist es ein alter Brauch, dass die Graduierten mit dem Bollerwagen nach der Promotionsfeier zum “Gänseliesel“ auf den Marktplatz der Stadt fahren. Die Graduierten klettern auf die steinerne Umrandung der Brunnenfigur, springen von dort aus waghalsig über einen Wassergraben, bringen dem Gänseliesel Blumen und geben ihr einen symbolischen Kuss. Während dieser Zeremonie sind die Graduierten Zielscheibe von “Wasserbomben“, die nach Ihnen von Freunden und von der applaudierenden Menge geworfen werden.

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