Strategieberatung oder IT-Beratung – wer macht das Rennen?

Fragt man Hochschulabsolventen, so ist es ganz eindeutig die Strategieberatung. Nahezu die Hälfte aller BWL- und VWL-Studierende sehen den Consultingbereich – und hier ganz explizit die Strategie- oder Managementberatung – als ihre Wunschbranche für den Berufseinstieg an. Erst mit großem Abstand folgen Banken (26 Prozent) und Handel (19 Prozent). In der Beliebtheit besonders stark zurückgefallen ist die Automobilbranche (von 24 auf 17 Prozent) – ganz offensichtlich eine Folgeerscheinung der fehlgeschlagenen Nachhaltigkeitspolitik unserer Automobilkonzerne. Das ist ein Ergebnis der EY-Studentenstudie 2018 von Ernst & Young, die 2.000 Studierende in 27 deutschen Universitätsstätten befragt hat.

Den Studierenden ist häufig aber gar nicht bewusst, dass die Beratungsbranche insgesamt den Löwenanteil ihres Umsatzes – nämlich über 65 Prozent – mit IT-orientierten Beratungsleistungen (Organisations- und Prozessberatung, Systementwicklung und -integration, IT-Consulting) und nicht mit der Strategieberatung (Anteil: ca. 17 Prozent) erzielt.

Obwohl die Strategieberatung also nicht einmal ein Fünftel des gesamten Umsatzes der Branche ausmacht, ist sie in gewisser Weise systembildend bzw. prägend für die gesamte Branche und nimmt in jeder Hinsicht eine dominierende Rolle unter allen Beratungsfeldern ein, ohne dass eine akzeptierte Trennlinie zur IT-nahen Beratung vorhanden ist.

Motor des Wachstums für die Beratungsbranche sind aber eben nicht mehr die klassischen betriebswirtschaftlichen Themen der Strategieberatung, sondern vornehmlich IT-orientierte Themen von Cloud Computing über Big Data/Analytics bis hin zur IT-Security. Aufbauend auf den Möglichkeiten der zunehmenden Digitalisierung zeichnet sich darüber hinaus ein Trend zum Online-Vertrieb und zu Online-Services ab.

Daher ist es an der Zeit, einmal auf die wichtigsten Unterscheidungskriterien zwischen Strategieberatung und IT-Beratung einzugehen.

Strategieberatung hat die langfristigen Potenziale und Wettbewerbsvorteile der Kundenunternehmen im Blick. Die Beratungsleistung befasst sich mit der Entwicklung von Zukunftsbildern zur dauerhaften Sicherung des Unternehmenserfolgs des Auftraggebers. Überlegenes Wissen, das bei den Kundenunternehmen so nicht vorhanden ist, spielt hier bei der Auftragsvergabe die zentrale Rolle.

Die IT-Beratung ist dagegen primär operativ ausgerichtet. Ihr Ziel liegt in der Verbesserung des Einsatzes der Informationsverarbeitung. Dabei steht die Erhöhung der Effektivität und Effizienz im Mittelpunkt der Leistungserstellung. Ressourcenknappheit sowie Technologie- bzw. Digitalkompetenz können hierbei ausschlaggebend für die Beauftragung sein.

Hinsichtlich der Tätigkeitschwerpunkte wird bei der Strategieberatung in den Beratungsphasen Analysieren, Planen, Konzipieren deutlich mehr Umsatz generiert als in den Phasen Umsetzen, Implementieren. Bei den IT-Beratungsunternehmen ist es genau umgekehrt.

Auftraggeber für die Strategieberatung ist zumeist die Geschäftsführung. Auftraggeber der IT-Beratung sind dagegen mehrheitlich die Fachbereiche sowie die IT-Abteilung der Kundenunternehmen.

Während die Kundenstruktur der IT-Beratung nahezu das gesamte Spektrum von den kleineren Unternehmen bis hin zu den Großunternehmen umfasst, nehmen – nicht zuletzt aufgrund deutlich höherer Tagessätze – nur mittelgroße und große Kundenunternehmen die Leistungen der Strategieberatung in Anspruch.

Im IT-Beratungsbereich herrscht auch häufig eine Spezialisierung nach einer oder wenigen Branchen vor. Bei der Strategieberatung ist solch eine Branchenspezialisierung dagegen eher selten. Ausnahmen bestätigen allerdings auch hier die Regel.

Bei den Eigentumsverhältnissen zeichnen sich ebenfalls Unterschiede ab. Strategieberatungen tendieren eher zum Partnerschaftsmodell, bei dem es um Unternehmen geht, die sich im Eigentum der leitenden Angestellten (Partner) befinden. Bei IT-Beratungsgesellschaften ist das Investorenmodell und damit die Kapitalgesellschaft besonders beliebt, weil hier zumeist hohe Investitionen in Hard- und Software sowie in die Rauminfrastruktur getätigt werden müssen.

Übrigens: Auch klassische Strategieberatungen wie McKinsey oder Boston Consulting Group (BCG) haben längst erkannt, dass in der IT-nahen Beratung deutlich mehr Geld zu verdienen ist. Eine besondere Bedeutung spielen dabei die Möglichkeiten der digitalen Transformation. Im deutschsprachigen Raum wollen McKinsey in diesem Jahr 450 und BCG 370 neue Mitarbeiter einstellen – vor allem Mitarbeiter mit Technologiekompetenz, vorzugsweise Experten für Künstliche Intelligenz und Blockchain.

Gegenüberstellung von Strategie- und IT-Beratung

Vertiefende Informationen hier.

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