Der Tag als LinkedIn den Algorithmus änderte

Vor gut zwei Jahren fragte mich eine Studierende: „Herr Lippold, warum sind Sie eigentlich bei LinkedIn? Was macht LinkedIn so einzigartig?“ Meine Antwort war ganz einfach: „Es sind die größtenteils sehr guten Originalartikel, die man sonst nur in fachspezifischen A-, B- oder C-Journals findet. Im Gegensatz zu den Journals sind die LinkedIn-Artikel aber stets aktuell.“

Dieses Urteil galt allerdings nur bis zum 31.12.2018, denn genau an diesem Tag änderte LinkedIn offensichtlich den Algorithmus. Und zwar zu Lasten der Originalartikel und zu Gunsten der (simplen) Beiträge. Eine gründliche Analyse aller meiner LinkedIn-Artikel (nicht Beiträge!) bestärkt mich in dieser Vermutung:

Seit 2016 habe ich insgesamt 131 (Original-)Artikel für LinkedIn geschrieben. In den ersten drei Jahren – also 2016, 2017 und 2018 – hatten diese Artikel durchschnittlich über 2.000 Ansichten (Views). Mit Beginn des Jahres 2019 riss diese Serie und die durchschnittliche Anzahl der Views fiel auf wenige Hundert. Auch die monatlichen Höchstwerte fielen zu diesem Zeitpunkt dramatisch (siehe auch das Balkendiagramm):

2016 waren durchschnittlich 5.850 Ansichten im Dezember der höchste Wert, 2017 der August mit durchschnittlich 6.650 und 2018 der Mai mit durchschnittlich 7.650 Views. 2019 dagegen betrug dieser Wert nicht einmal mehr 400 Ansichten (im Mai) und in diesem Jahr weniger als 200 Views im Höchstmonat Februar.

Als ich endlich merkte, dass der Algorithmus meine Originalartikel bestrafte, anstatt sie zu unterstützen, stellte ich sukzessive meine wöchentlichen Artikel ein und ging auf simple Beiträge oder Posts meiner Blogbeiträge www.dialog-lippold.de über. Von einem beruflichen Netzwerk muss ich schließlich erwarten können, dass meine über 12.000 Follower die Chance haben, meine Artikel zu lesen. Sonst hätten sie ja nicht nach dem Beitritt zu meinem Netzwerk gefragt.

Stellt sich aber noch die Frage, wie ich darauf kam, dass genau der Jahreswechsel von 2018 auf 2019 der Tag der Umstellung sein musste. Hierzu folgende lückenlose Abfolge meiner Originalartikel in diesem Zeitraum, an der man sofort den „Einbruch“ der Views zur Jahreswende erkennen kann:

13.12.2018          Wie war das nochmal mit Weihnachten 4.0?       4.331 Views

23.01.2019          Erkenntnisse aus knapp 40 Jahren Beratung           270 Views

27.01.2019          Wandel und Widerstand                                              335 Views

12.02.2019          B2B Marketing und Vertrieb à la carte                      270 Views

01.03.2019          Wer Erfolg haben will, muss sich verändern            258 Views

Der Algorithmus steuert die Reichweite und Sichtbarkeit nach bestimmten Kriterien, die für uns nicht transparent sind. Solche Kriterien können das Thema, die Aktualität, die Länge, die Anzahl der Likes etc. sein. Dass der Algorithmus aber die Artikel, die eigens für die Leser von LinkedIn geschrieben werden, aussteuert und sie gegenüber den simplen Beiträgen mit Hashtags etc. zurücksetzt, das war mir neu. Dadurch verliert LinkedIn deutlich an Qualität und rutscht mit seinen Hashtag-Beiträgen immer mehr in Richtung Facebook.

Ich kann in diesem Zusammenhang nur Kurt Brand zitieren:

„Die Designer und Programmierer der Algorithmen entscheiden, was „fliegt“ und was am Boden bleibt – und nicht das Interesse der potenziellen Leser, denn diese bekommen Inhalte, bei denen der Algorithmus den Daumen senkt, in ihrem Newsfeed gar nicht zu sehen. Überlegen Sie mal, welche Konsequenzen das hat.“

Wiegesagt, mich hat dieser augenscheinliche Algorithmuswechsel dazu veranlasst, Originalartikel nicht mehr auf LinkedIn zu veröffentlichen. Denn für den Papierkorb zu arbeiten, das macht auch keinen Spaß …

2 Kommentare

  1. Davon bin ich auch überzeugt. So habe ich gratis ohne Chance auf Wertschöpfung,erstklassige Finanzanlagen dargestellt, ohne das geringste Feedback. Wenigstens konnte sich dann die Konkurrenz nicht billig informieren.
    Deutschlang ist im Renditeergebnis ungefähr gleich schlecht, wie im Digitalausbau. Schade, da damit für 80% der Bevölkerung adäquate Zukunftsvoersorge NICHT möglich ist. Da versagt die ganze Branche.

    • Wilfried Strassnig, mir geht es aber nicht um den Verkauf irgendwelcher Sach- oder Dienstleistungen. Mir geht es einzig und allein um die Sichtbarkeit (Reichweite) meiner Artikel, um meine Vorlesungsinhalte mit praktischen Beispielen und theoretischen Hintergründen zu illustrieren.

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